Als sich die Gründerzeit des 19. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt befindet und daher von den Unternehmen gut ausgebildetes kaufmännisches Personal gebraucht wird, erfolgt 1873 die Gründung der Niederösterreichischen Landeshandelsschule in Krems.
Sie ist im Gebäude der Realschule, dem heutigen BRG, untergebracht und steht auch unter der Leitung des dortigen Direktors. Die zwei Jahre dauernde Ausbildung kann ausschließlich von Knaben absolviert werden, das Schulgeld beträgt 5 Gulden pro Semester, also etwa € 100.
Erst fast 40 Jahre später, nämlich 1911, eröffnet die Städtische Handelsschule für Mädchen auf dem Pfarrplatz.
Im österreichischen Ständestaat wird 1934 unter Unterrichtsminister Dr. Kurt Schuschnigg, dem späteren Bundeskanzler, das Handelsschulwesen reformiert: Landes-Handelsschule und Städtische Handelsschule werden zusammengelegt, Religion und Maschinschreiben als Pflichtgegenstände eingeführt.
Am 2. April 1945 wird während des großen Bombenangriffs auf Krems das Gebäude der Realschule schwer beschädigt, das Inventar inklusive der 24 Schreibmaschinen ist vernichtet, nur die Kataloge können gerettet werden. Der Unterricht muss daher bis zum Schuljahr 1947/48 ausgesetzt werden.
In dieser Zeit ist bereits Johann Nalepka Direktor der Handelsschule. Nach dem späteren Hofrat ist die Gasse benannt, die heute noch unzählige SchülerInnen auf ihrem Schulweg nehmen, um von der Langenloiser Straße zum heutigen Schulgebäude zu gelangen.
Nalepka erkennt den Bedarf an einer höheren kaufmännischen Bildung und erwirkt die Gründung der Handelsakademie, die im Schuljahr 1954/55 ihren Betrieb in der Realschule aufnimmt. D.h., neben der zweijährigen Handelsschule wird nun eine vierjährige Handelsakademie geführt.
Als wegen der großen Nachfrage das Gebäude der Realschule zu klein wird, übersiedeln Handelsschule und Handelsakademie auf den Langenloiser Berg.
Hier befand sich bis 1919 ein Truppenspital, das an das Landesjugendamt verpachtet wurde und als Kinderheilstätte diente.
Im Frühjahr 1958 wird hier an der Handelsakademie zum ersten Mal eine Reifeprüfung abgehalten. Erst 1963 wird im Zuge einer großen Schulreform die Ausbildung an der HAK 5-jährig, an der HAS 3-jährig.
Nach einer schweren Erkrankung Direktor Nalapkas übernimmt OStR Dr. Erwin Scheuch die Leitung der Schule. In dieser Zeit des Umbruchs werden aber einschneidende Entscheidungen getroffen: Der Computer hält Einzug. Bereits 1967/68 wird ein Freigegenstand EDV angeboten, 1972 das erste Gerät zum heute unvorstellbaren Preis von 270.000 Schilling mit Hilfe von Sponsoren angeschafft.
In der Direktion HR Mag. Walter Friedrichs von 1972 bis 1979 wird diese Technisierung fortgesetzt. Denn die Lehrpläne 1978 beinhalten bereits den Gegenstand Datenverarbeitung.
Außerdem wird die Schule 1973 Teil des UNESCO-Schulnetzwerks.
Schließlich werden wegen der mittlerweile unzumutbaren baulichen Zustände die Weichen für einen Neubau des Schulgebäudes gestellt.
Dessen Eröffnung ist ein weiterer Meilenstein der Schulgeschichte und einer der Höhepunkte der nach Dir. Nalepka zweitlängsten Direktion.
HR Dkfm. Johannes Messerer (1979 bis 1993) übernimmt das Gebäude am 17. Oktober 1983. Wie er allerdings im Jahresbericht bekannt gibt, ist es bereits zu klein: Die 21 Klassenzimmer reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Daher müssen die Sonderunterrichtsräume als Klassenräume verwendet werden.
Doch dieser Platzmangel verschärft sich noch insofern, als unter dem neuen Direktor, HR MMag. Heinz Grießenberger, neue Räumlichkeiten für ein nach den Lehrplänen, die 1994 in Kraft treten, verpflichtendes Betriebswirtschaftliches Zentrum und weitere EDV-Säle gebraucht werden.
HR Grießenberger gelingt es aber mittels einer Reorganisation der Raumanordnung zusätzlich ein multimediales Sprachzentrum mit einer angeschlossenen kleinen, aber modernen Bibliothek zu schaffen.
In seiner Amtszeit von 1993 bis 2003 werden aber auch viele weitere Innovationen umgesetzt, die bis heute den Schulalltag mitbestimmen: Seit 1995 wird Spanisch als 2. lebende Fremdsprache angeboten, Sprachwochen werden veranstaltet, die IT-Infrastruktur wird ausgebaut, ein Webauftritt eingerichtet und Notebookklassen werden eingeführt, Schulpartnerschaften werden geschlossen, ein modernes Corporate Design dient der Öffentlichkeitsarbeit.
Auf der Grundlage der Lehrpläne werden die Übungsfirmen installiert und wird schließlich 1996 die erste Abschlussprüfung in der Handelsschule abgehalten.
Besonders bedeutend für das Schulprofil ist aber die 1995 erfolgte Gründung der VINOHAK.
Diese Aufbruchsstimmung zeigt sich in den zahlreichen und vielfältigen Auszeichnungen und Preisen, die SchülerInnen von HAK und HAS für ihre Projekte, Initiativen und Wettbewerbssiege erhalten.
Kurz vor Ende der Amtszeit Grießenbergers erfolgt schließlich der lang erwartete Spatenstich für den Umbau der Schule, der aber noch auf sich warten lässt.
Als HR Mag. Reinhard Kratochvil 2003 die Leitung übernimmt, kann er auf den Erfolgen seines Vorgängers aufbauen und sich der Umsetzung von Maßnahmen widmen, die die Entwicklung der Persönlichkeit der SchülerInnen zum Ziel haben.
Neben von der Schulgemeinschaft beeindruckend begangenen Festtagen werden Workshops zur Sucht- und Gewaltprävention, Peer-Teaching sowie Sozialprojekte gefördert, aber auch Initiativen zur gesunden körperlichen Entwicklung ergriffen: Die „bewegte Schule“ rückt sportliche Aktivitäten und gesunde Ernährung in den Mittelpunkt des Schulalltags. Ein regelmäßiger Sprechtag der Schulpsychologin hilft bei persönlichen Problemen.
Das Wohlbefinden der Schulgemeinschaft positiv beeinflusst hat aber ebenso die Umstellung des Schulbetriebs auf eine 5-Tage-Woche. Am 21. Juni 2008 wird zum letzten Mal an einem Samstag unterrichtet.
Gestört hingegen hat wohl der lang geplante Umbau des Schulgebäudes, der am 20. Februar 2006 beginnt und im Zuge dessen nicht nur ein neues Konferenzzimmer und Räume für Direktion und Administration errichtet werden, sondern auch eine 3-fach-Turnhalle und das Lern- und Informationszentrum, das LIZ, im Mittelpunkt des Gebäudes.
Die feierliche Eröffnung findet am 7. April 2008 in Anwesenheit der Unterrichtsministerin statt.
Nach Direktor Kratochvils Versetzung in den Ruhestand 2012 wird Mag.a Martina Geyer mit der provisorischen Leitung betraut. In ihre Agenden fallen die Festsetzung von BIZZ, EBIZ, VINOHAK als Ausbildungsschwerpunkte nach den kommenden Lehrplänen, der Beginn der Kooperation mit den Neuen Mittelschulen sowie der Relaunch des Corporate Designs.
Seit September 2013 ist nun Mag. Gernot Hainzl Direktor von HAK und HAS. Gleichzeitig treten die neuen Lehrpläne in Kraft, die die Zusammenfassung von Unterrichtsgegenständen zu Clustern sowie Modularisierung und Semestrierung ab dem 2. Jahrgang/der 2. Klasse einführen. Im Schuljahr 2015/2016 fanden die ersten teilstandardisierten zentralisierten Reife- und Diplomprüfung statt.