Ybbs-Persenbeug –  mehr als ein Kraftwerk

Wenn eine österreichische Schulklasse im Jahr 2024 das von 1959 in Betrieb gegangene Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug besucht und vom Pressesprecher der Region Ost der Verbund AG,  Florian  Seidl,  durch die Anlage geführt wird, so findet hier fächerübergreifender Unterricht par excellence statt:  Geschichte, Physik, Geografie, Wirtschaft, Ökologie, Biologie, Mathematik, Statik - aus vielen Bereichen erfährt man Faszinierendes während des Besuchs dieses „Klassikers“ unter den Donaukraftwerken.

Historisch gesehen assoziiert man  Ybbs-Persenbeug als erstes Donaukraftwerk Österreichs mit dem Aufbruch in die Modernität und dem erfolgreichen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist das Kraftwerk eines von insgesamt neun österreichischen Donaukraftwerken. Allesamt im Besitz von Verbund sichern sie 20 Prozent des Energiebedarfs in Österreich. In Sachen Wirtschaftsgeografie sticht der Vorteil des zentralen Standorts hervor. Ökologie und Umweltschutz im heutigen Sinn waren zwar zur Zeit des Baubeginns im Jahr 1954 noch sekundär, sind aber in den letzten Jahrzehnten in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. Forderungen nach Naturerhaltung, Nachhaltigkeit und Förderung der Artenvielfalt führten an den Donaukraftwerken zu Renaturierungsprojekten wie den Fischaufstiegshilfen. Eine solche steht auch für das Kraftwerk Ybbs-Persenbeug in Planung, wobei laut Florian Seidl ein kurzer Abschnitt auch als Tunnel konzipiert ist.

Rundumerneuerung im Jahr 2022

Die Produktionszahlen rund um Ybbs-Persenbeug haben sich nach einer 100-Millionen-Euro-Investition und einem 2022 abgeschlossenen Austausch des Herzstücks jedes Laufkraftwerks, der sechs Turbinen und der Generatoren, um mehr als 77 Millionen Kilowattstunden nach oben bewegt.  Somit beläuft sich die Jahresleistung nunmehr auf etwa 1,4 Milliarden Kilowattstunden, was dem Verbrauch von etwa 400.000 Haushalten entspricht. Anschaulich wird die Effizienzsteigerung von 6 Prozent, wenn man sich die 22.000 Haushalte  vorstellt, die jetzt zusätzlich mit sauberem Strom versorgt werden können. Die Umwelt und zukünftige Generationen danken dafür, dass somit 62.000 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart werden. Allerdings dienen die genannten Haushaltszahlen nur zur Veranschaulichung, denn hauptsächlich hat die Verbund AG Verträge mit Großkunden wie der VOEST und den ÖBB.

Verbund bildet Fachkräfte vor Ort aus

Angesichts dieser gigantisch anmutenden Zahlen fällt bei dem Rundgang über die Staumauer und durch die Kraftwerkshalle auf, dass man hier nur vereinzelt  „Menschen an der Arbeit“ begegnet. Und in der Tat ist die Zahl der Experten, die im „Kraftwerksalltag“  die beeindruckende Anlage  warten, kontrollieren und in Stand halten, erstaunlich gering. Nicht mehr als zwanzig Kraftwerker, sichern hier die Optimierung der stromerzeugenden Vorgänge. Nur im Falle von Krisen wie Hochwasser, Störfällen oder natürlich bei größeren Renovierungsarbeiten wie einem Turbinentausch rückt Verstärkung von anderen Kraftwerken an. Die „Kraftwerker“ und „Kraftwerkerinnen“ sind  nach einer vierjährigen Doppellehre sowohl Elektriker/Elektrikerinnen als auch Maschinenbetriebstechniker /Maschinenbetriebstechnikerinnen. Ausgebildet werden die zukünftigen Fachkräfte von der Verbund AG im Lehrlingszentrum Ybbs. „Wir sind stolz, dass wir in unsere neue Lehrlingsunterkunft investiert haben, die den aus ganz Österreich kommenden jungen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen den Hotelkomfort eines Einzelzimmers mit Blick auf die Donau bietet“, freut sich Florian Seidl über diese Standortbereicherung.

Investitionen in eine saubere Energiezukunft

Wenn der Pressesprecher von Energiezukunft spricht und die vielseitigen und innovativen Projekte der Verbund AG im In- und Ausland erwähnt, werden seine jugendlichen Besucher hellhörig, denn dieser Generation ist bewusst, dass die Themen Energie, Klima und Umwelt sie in den kommenden Jahrzehnten unweigerlich betreffen werden. Verbund investiert Milliarden in Windenergie und Photovoltaik mit Fokus auf Deutschland und Spanien. Laut Regierungsprogramm soll bis 2030 die Windenergie um 143 Prozent und die Photovoltaik um 550 Prozent  ausgebaut werden. Zu diesem Trend in Richtung  erneuerbare Energien gesellt sich die große Hoffnung auf die Wasserstofftechnologie zur Energiespeicherung. Aber in der Energiegegenwart garantieren nach vor Donaukraftwerke wie das immerhin seit 65 Jahren funktionierende Kraftwerk Ybbs-Persenbeug einen guten Teil der Stromerzeugung Österreichs. Der Platz in den Geschichtsbüchern bleibt ihm auch gesichert.